O, schaurig ist`s

der Kürbis Aquarell aus "Mein wunderbarer Küchengarten" Caroline Ronnefeldt ars Edition 2016

Was für ein unwirtlicher Abend!

EIN KALTER WIND WEHT UM DAS HAUS und rauscht in den Bäumen. Der Garten liegt im Dunkeln, aber ein später Gang ist noch zu tun: Jemand muss die Gemüseabfälle auf den Kompost bringen. Hu, in diese finstere Ecke hinter dem Schuppen! Einer erbarmt sich und geht hinaus.

ABER WAS IST DAS?

Ein Lichtschein, ein rötliches Leuchten tanzt über die Schuppenwand. Auf einem alten Zaunpfosten zwischen den Sträuchern sitzt ein glühend roter Kopf mit feurigen Augenhöhlen und einem Haifischgrinsen voller spitzer weisser Zähne. 

WIR SCHREIBEN DEN 31. OKTOBER UND DIE GEISTERSTUNDE HAT BEGONNEN.

 

( S. 11o "Mein wunderbarer Küchengarten" ars Edition 2016 )

Illustration zu "Der Knabe im Moor" Annette von Droste-Hülshoff © Caroline Ronnefeldt

Die unselige Spinnerin....

.... ist eine Zeichnung, mit der ich u.a. Annette von Droste-Hülshoffs unheimliches Gedicht "Der Knabe im Moor" illustriert habe. Es handelte sich dabei um ein Geburtstagsgeschenk für meine Großmutter. Sie hat uns, mit einem untrüglichen Gespür für den gepflegten Grusel - und für das heutige Prinzip, Kinder vor allzu schaurigen Geschichten und Gedichten eher zu behüten, wahrscheinlich recht befremdlich - diese alte Ballade immer und immer wieder aufgesagt.

 Mit eingängiger Betonung und untermalender Gestik, wie beispielsweise die unselige Spinnerin "den Haspel dreht", oder "der Geigenmann ungetreu" im düsteren Moor die Fidel spielt. Wir haben uns bei dieser Darbietung gehörig gefürchtet, wollten es aber dennoch immer und immer wieder hören.

 Viel später, als ich an der Kunstschule studierte, habe ich meiner Großmutter eine Mappe mit Illustrationen zum Knaben im Moor zum Geschenk gemacht. Diese sehr besondere Art und Weise, durch die ich, dank ihr, schon sehr früh mit geradezu unerträglich spannender Literatur in Berührung gekommen bin, begleitet mich bis heute - ob ich nun zeichne oder schreibe. Das damalige Gefühl lässt sich immer wieder abrufen, eine wunderbar inspirierende Mischung aus Schrecken und der seltsamen Sucht, sich dem freiwillig auszusetzen. Dann höre ich die verschwörerische Stimme dieser höchst begabten Erzählerin und sehe wieder, wie sich die Hand mit der unsichtbaren Spindel dreht.

 

O, SCHAURIG IST' S, ÜBERS MOOR ZU GEHN.

 

Moorlandschaft im Osnabrücker Land Foto © Caroline Ronnefeldt

es sei noch auf die unerschöpfliche Quelle....

.... poetischer Effekte in Deutschland hingewiesen: auf das Grauen; Phantome und Hexenmeister gefallen dem einfachen Volk wie den aufgeklärten Geistern.  Madame de Staël, "D' Allemagne" 1810.

In diesem Sinne: Happy Halloween

auch wenn es ein importiertes Fest ist.

Meiner lieben Oma hätte es gefallen und mir als Kind sicherlich, in einem Gruselkostüm im Dunkeln herumzustromern.